Grundelartige (Gobiiformes)

 

Die Ordnung der Grundelartigen (Gobiiformes) enthält derzeit etwa 2000 beschriebenen Arten, die meisten Arten sind in den Meeren rund um den Globus zu finden, somit die artenreichste Gruppe der Meeresfische.

Sie haben die verschiedensten Anpassungen an ihren Lebensraum durchgemacht. Die Schlammspringer leben größten Teils außerhalb des Wassers, an tropischen Mangrovengebieten, die stark der Ebbe und Flut ausgesetzt sind. Manche Meeresgrundeln leben in Symbiose mit Krebsen, in der die Krebse die Wohnhöhle in Ordnung halten, und die Grundeln vor Gefahr warnen. Die höheren Grundeln, haben mehr oder weniger verwachsene Bauchflossen (mit einigen Ausnahmen), sind eher bodenorientiert und die verwachsenen Bauchflossen nutzen sie als Saugnapf, um sich z.B. an Steinen festzuhalten. Sie können sich so in schnell fließenden Gewässern, Gezeitenzonen oder Flussmündungen gut festhalten. Grundeln der Gattung Stiphodon haben zusammen mit ihrem Saugmaul zwei Haftorgane. Was einige Arten dazu befähigt einen Wasserfall zu erklimmen. Außerdem ist bei den meisten Grundeln die Schwimmblase verkümmert, was dazu führt das Sie immer wieder zu Boden sinken und eher durchs Wasser hüpfen als zu schwimmen, was wiederum ein Vorteil sein kann wenn man am Boden lebt.

Neuste wissenschaftliche Entdeckungen und Erkenntnisse (z.B. im Knochenbau der Tiere), führten zu einer Neuordnung der Familien und Unterfamilien, innerhalb der Grundelartigen. So ist z.B. die Familie Gobionellinae, nicht mehr eine Unterfamilie der Gobiidae, sondern eine Unterfamilie der neuen Familie Gobionellidae. In der auch die Familien Sicydiinae, Amblyopinae und Oxudercinae eingeordnet werden. Darüber hinaus ist die Familie Butidae nicht mehr Unterfamilie der Eleotridae, sondern eigenständig.

Die Familie Gobionellidae innerhalb des Stammbaumes der Gobiiformes, mit den Unterfamilien Gobionellinae, Sicydiinae, Oxudeercinae und Amblyopinae.

 

 

Körperbau


 

Ein merkmal das alle Grundelartigen aufweisen, sind zwei von einander getrennte Rückenflossen. Ebenso ist allen das Fehlen der Seitenlinie gemein (außer Rhyacichthyidae). Das Seitenlinienorgan ist bei Fischen, und auch bei aquatilen Amphibien, ein Sinnesorgan um Bewegungsreize zu registrieren, bei vielen Fischarten ist die Seitenlinie auch als eine Linie von Poren in der Körpermitte zu erkennen. Dieses Organ fehlt den Grundelartigen, stattdessen befinden sich am Kopf diverse Sinnespapillen und Sinneskanäle, an deren Anordnung und Menge zum Teil auch eine Bestimmung der Art möglich ist.

Ihre Körperfärbung können viele Grundeln perfekt an die Umgebung anpassen, auch ist ihr Äußeres oft von der Stimmung bzw. Beschäftigung abhängig, z.B. bei Angst, Kampf, Balz, Paarung oder Brutpflege.

Von der Vielzahl an Familien und Arten, die sich in Form, Größe, Färbung und Lebensweise unterscheiden, hier einige Beispiele...

 

 

Gobiidae (Echte Grundeln)


 

Vertreter der Familie Gobiidae (Echte Grundeln) sind zumeist im Meer zu finden, überall auf der Welt. Einige Arten leben auch im Brack- oder Süßwasser, oder sie pendeln gar zwischen diesen Lebensräumen hin und her. Allen gemein sind die mehr oder weniger verwachsenen Bauchflossen, die als Saugnapf oder Standfuß genutzt werden.

Die meisten Arten suchen oder bauen sich Höhlen, in der sie sich paaren bzw. die Eier ablegen, die dann vom Männchen beschützt und gepflegt werden. Oft werden Höhlen auch zum Verstecken genutzt. Es gibt Arten bei den Meergrundeln, die in Symbiose mit Knallkrebsen oder Garnelen leben. Die Grundeln profitieren davon das die Krebstiere die Höhle in Ordnung halten, während - die meist kurzsichtigen Krustentiere - durch die Grundeln gewarnt werden wenn Gefahr droht!

Grundeln können sich gut tarnen und passen ihr Äußeres der Umgebung an, hier Valenciennea puellaris.

Ein Jungfisch der einheimischen Strandgrundel, Pomatoschistus microps, lebt nahe der Küsten in Nord- und Ostsee.

Die verwachsenen  Bauchflossen werden oft als Saugnapf genutzt, um sich an Felsen und Steinen festzuhalten, dienen aber auch als Standfuß...

...so auch hier bei Acentrogobius nebulosus aus dem Pazifik, pendelt zwischen Süß-,Brack- und Meerwasser hin und her.

Istigobius rigilius, bewohnt den Küstenbereich und Riffe, auf den Philippinen über Sulawesi bis Australien.

Amplygobius semicinctus, eine Grundel von dem lebt was im Bodengrund zu finden ist. Dieser wird von ihr "durchgekaut".

Elacatinus puncticulatus eine kleine hübsche Grundel (max. 4,5 cm) von der Westküste Mittelamerikas.

Glossogobius flavipinnis, aus dem Towuti-See, einen Süßwassersee auf der Insel Sulawesi.

Sigmatogobius sandunundio die Rittergrundel, aus dem tropischen Asien, die Süß- und Brackwasser bewohnt. Sie taucht des Öfteren im Fachhandel auf.

Viele Grundeln sind recht unscheinbar, Hemigobius mingi , ein Brackwasserbewohner aus dem zentralen Westpazifik.

 

 

Gobionellidae / Gobionellinae(Zwerggrundeln)


 

Die Zwerggrundeln sind zumeist in tropischen und subtropischen Klimazonen zu finden. Aquaristisch gehören sie zu den beliebtesten Vertreter der Grundelartigen, da sie zumeist nicht größer als 10 cm werden und oft sehr attraktiv gefärbt sind.

Auch bei den Zwerggrundel sind die Bauchflossen, mehr oder weniger stark verwachsen.

Mugilogobius rexi, aus dem Towuti-See (Sulawesi), hält sich viel im Freiwasser auf. Sie ist optisch eher ein untypischer Vertreter der Gattung Mugilogobius. Im Matano-See (Sulawesi) lebt Mugilogobius adeia, eher bodenorientiert und nutzt  Schneckenhäuser zum Verstecken und laichen.
Grundeln aus der Gattung Rhinogobius, aus den subtropischen Asien, sind meist am Boden zu finden. Nutzen aber gerne erhöhte Plätze, für einen besseren Überblick. Hier ein Männchen von Rhinogobius zhoui. Männchen von Rhinogobius rubromaculatus aus Taiwan.

Awaous flavus aus Südamerika, ist eine Grundel die den Boden filtriert. Typisch für die Gattung ist das unterständige Maul.

Junges Weibchen von Awaous lateristriga, diese Grundel bewohnt die mittlere Westküste von Afrika.

Eine Artenreiche Gattung ist Brachygobius, Zwerggrundeln die nicht größer als 4 cm werden, bewohnen Brack- und Süßwasser im asiatischen Raum.

Pärchen von Chlamydogobius ranunculus, diese Zwerggrundeln bewohnen Süßgewässer nahe der Küsten Nordaustraliens.

 

 

Gobionellidae / Sicydiinae(Lippenzahngrundeln)


 

Auf einigen pazifischen Inseln stellen sie die einzigen Fische, welche die dortigen Süßgewässer bewohnen. Alle Arten dieser Familie haben ein amphidromes Larvenstadium.
Grundeln der Gattung Stiphodon, ernähren sich von Kieselalgen und Detritus. Aus diesem Grund haben sie feine Zähne auf den Lippen, die zum abweiden dienen. Hier gut zu erkennen die vorstülpbare Lippe bei Sicyopterus cynocephalus, sie dient zum abweiden von Algen auf steiniger Oberfläche.
Sicyopus exallisquamulus hat sich sich zu karnivorer Ernährung umentwickelt. Grundeln der Gattung Lentipes, ernähren sich von Wasserinsekten und Krebstieren

 

 

Oxudercinae (Schlammspringer)


 

Der indische Schlammspringer Periophthalmus novemradiatus Schlammspringer sind geschickte Insektenjäger

Der Afrikanische Schlammspringer wird maximal 14,5 bis 16,5 cm lang. Berichte über Exemplare mit 25 cm Länge beruhen auf Verwechselungen mit anderen Grundelarten. Er hat einen langgestreckten Körper, nah beieinander und hochstehende Augen, zwei deutlich getrennte Rückenflossen und muskulösen Brustflossen, mit denen er sich hüpfend an Land fortbewegen kann. Das horizontal stehende Maul ist groß und reicht bis unter die Augenmitte. Eine Hautfalte hängt über die Oberlippe. Die vorderen Nasenöffnungen sind röhrenförmig und erreichen die Höhe der Unterlippe, die hinteren sind klein und schlitzförmig. Der Oberrand des Kiemendeckels, der Vorkiemendeckel, die Region zwischen den Augen und die Brustflossenbasis sind mit kleinen Rundschuppen bedeckt. Die Schuppen vor der ersten Rückenflosse reichen bis zum Hinterrand der Augen

 

 

Odontobutidae (Zahnschläfergrundeln)


 

Sinelotris saccharae gehört zu den Zahnschläfergrundeln (Odontobutidae), die in den subtropischen Süßgewässern Asiens leben.

Ein Jungfisch von Micropercops cinctus

 

 

Eleotridae (Schläfergrundeln)


 

Die Familie Eleotridae hat weltweit eine relativ große Verbreitung im tropischen Raum, und teilweise auch in gemäßigten Bereichen. In Afrika, Asien, Amerika und Ozeanien, einschließlich Australien kommen Arten dieser Familie vor, ausgenommen Europa. Sowohl in Süßwasser, Brackwasser und Meerwasser sind sie anzutreffen.

Es handelt sich bei den Eleotridae, wie auch bei den nachfolgend beschrieben Butidae, allgemein als "Schläfergrundeln" bezeichnet, um robuste und kräftig gebaute Fische, die sowohl benthisch, pelagisch, als auch benthopelagisch leben und auch so nach Nahrung suchen, beziehungsweise auf Nahrung lauern. Einige Arten rühren sich kaum von der Stelle, bewegungslos verharrend lauern sie auf Beute - Daher auch der gebräuchliche Name "Schläfergrundel". Unter ihnen gibt es recht hübsche Arten, die gut für die Aquaristik geeignet sind.

Es gibt derzeit über 130 beschriebe Arten, innerhalb der Eleotridae. Die Gattungen Eleotris (31 Arten) und Mogurnda (26 Arten), stellen die artenreichsten Gattungen dar. Wobei noch viele unbeschriebene Arten hinzu kommen.

Während einige Arten, zumindest zeitweilig, zwischen Meer-, Brack- und Süßwasser pendeln, z.B. Eleotris und Dormitator. Leben manche Arten nur im Larven-, beziehungsweise Jugend-Stadium im Meer, um als erwachsene Tiere das Süßwasser zu bewohnen (Amphidromie). So zum Beispiel die Gattungen Hypseleotris und Gobiomorphus. Fische der Gattung Mogurnda und Allomogurnda hingegen, sind reine Süßwasserbewohner, somit ist wohl auch die hohe Artenanzahl bei Mogurnda zu erklären. Da das Meer für sie eine Barriere darstellt, haben sich so viele verschiedene Arten entwickelt.

Hypseleotris-Arten sind sehr Hochrückig, gehören zu den Schläfergrundeln und werden auf den ersten Blick meist nicht für Grundeln gehalten.

Eine typische Schläfergrundel, Mogurnda adpsersa. Der Körper von Mogurnda-Arten ist wie ein Torpedo geformt.

Eher schlicht gekleidet ist Hemieleotris latifasciata Ausgewachsenes Männchen von Giuris margaritacea

Dormitator lebretonis aus Westafrika, eine omnivore Schläfergrundel die sich gelegentlich auch von Algen ernährt.

Eine typische Schläfergrundel und gut getarnter Lauerjäger ist Mogurnda pardalis, aus dem Kamakwaiar-See (West-Neuguinea).

 

 

Butidae (Schläfergrundeln)


 

Die Familie Butidae hat eine weniger starke Verbreitung, als die Eleotridae. In Afrika (Gattung Kribia), Asien und Ozeanien (Gattung Butis, Ophiocara und Oxyeleotris). Die Butidae bevorzugen eine eher versteckte Lebensweise, tragen in den meisten Fällen Tarnfärbung und halten sich weniger im Freiwasser auf. Unter ihnen ist auch die größte Art der Schläfergrundeln zu finden, Oxyeleotris marmorata wird bis zu 65 cm groß.

Typische Körperform der Marmorgrundel, ein flaches Kopfprofil (Oxyeleotris marmorata)

Ophiocara porocephala, Schläfergrundel mit großer Verbreitung im pazifischen Raum.

Eher ein Zwerg, Oxyeleotris nullipora. Butis gymnopomus ein spezieller  Lauerjäger

 

 

Apogonidae (Kardinalbarsche)


 

Kardinalbarsche bewohnen zumeist Riffe und Gezeitenzonen wie Mangrovenwälder. Viele Arten leben in großen Gruppen und sind recht attraktiv gefärbt. Optisch haben sie nicht viel mit Grundeln gemein, dennoch zählen sie zu den nächsten Verwandten.

Kardinalbarsche sind entfernt mit Grundeln verwandt, sie sind Maulbrüter im männlichen Geschlecht. Einige Arten - wie hier  Pterapogon kauderni - sind sehr attraktiv...

...andere Arten wiederum eher schlicht gefärbt, wie Sphaeramia orbicularis. Die meisten Arten leben in großen Gruppen zusammen, in der nähe von Riffen oder Mangroven.
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